PRESSE


Artikel artline.org Dezember 2011

Eine Serie für sich. Ein Rundgang über die Regionale in Freiburg

Es hat etwas Trauriges: An der Freiburger Schwarzwaldstraße, kurz bevor die Tram Richtung Endhaltestelle abbiegt, steht ein hell erleuchteter Schaukasten am Trottoir. Früher hat hier ein Möbelladen seine besten Stücke präsentiert, für die Autofahrer, die an der Ampel warten mussten. Doch das ist schon lange her. Heute fehlen in dem Häuschen die Schaufensterscheiben und der weiß getünchte Raum steht leer. Nur aus der Decke fällt durch ein Loch der beige-farbene Schlauch eines Hotelwandföns aus den Achtzigern. Seit Wochen schon pustet das Gerät heiße Luft in die Umwelt, Tag und Nacht, bei Regen, Eis und Schnee. Es müht sich hörbar, doch wärmer geworden ist es trotzdem nicht. Nicht ein Grad.

Natürlich könnte man in dieser Installation, die der Zürcher Stefan Burger (*1978) im Open-Off-Space „Setzkasten“ des Freiburger Künstlerprojekts plan_b eingerichtet hat, eine knackige Metapher auf den allgemeinen Zustand der Gegenwartskunst oder des Kunstmarkts sehen: Alles heiße Luft! Aber das würde Burgers Arbeit ihrer eigentlichen Poesie berauben. Tatsächlich geht es hier nicht um die schnelle Pointe auf Kosten der Kunst, sondern um eine dauerhafte Performance von Vergeblichkeit. Burger Installation kommt so beiläufig daher, dass die meisten Passanten sie nicht einmal bemerken. Und selbst die, die es tun, bleiben nur selten stehen, obwohl sie sich bei Außentemperaturen um die Null Grad hier eine warme Brise abholen könnten. Weniger kann Kunst eigentlich kaum erreichen, aber gerade die Hartnäckigkeit und der subtile Humor, mit dem der Künstler ihr Scheitern an einer lärmigen Kreuzung zweier Ausfallstraßen ausstellt, machen seine Arbeit zu einer charmanten Hommage an ihre Zweckfreiheit.

Stefan Burgers Installation ist Teil eines Außenprojekts der diesjährigen Regionale, das von Leon Hösl und Nikolaus Bischoff kuratiert wurde. Das Duo, das gleichzeitig auch die Regionaleschau „I did it again“ im Freiburger Kunsthaus L6 eingerichtet hat, gewann dafür neben Burger den 1983 in Colmar geborenen Filmemacher Clément Cogitore, der auf dem Basler Dreispitz seine Videoarbeit „Travel(ing)“ im Außenraum präsentiert sowie die jungen Künstler Kriz Olbricht (*1986) und Sebastian Dannenberg (*1980) – beide Studierende an der Freiburger Außenstelle der Karlsruher Akademie für Bildende Künste –, die mit ihrer Installation „LUCY“ an der Betonstirnwand der Kunsthalle Mulhouse ihre ganz eigene Interpretation des von Sigmar Polke überlieferten Kunstbefehls obskurer höherer Wesen platziert haben.

Diese von Hösl und Bischoff lancierte Erweiterung der Regionale in den trinationalen Außenraum spiegelt auf schöne Weise die zunehmende Kohärenz, mit der sich das aus der traditionellen Basler Weihnachtsausstellung hervorgegangene Format inzwischen präsentiert. Auch die letztjährige Entscheidung, die Regionale nicht länger in einem komplizierten Jurierungsverfahren auszuknobeln, das sich strikt auf die eingesandten Künstlerdossiers bezog, sondern den Kuratoren-Teams mehr Freiheit in der Auswahl der Positionen zuzugestehen, hat der Regionale gut getan: Noch nie gab es bei dieser grenzüberschreitenden Leistungsschau so viele überzeugende Ausstellungen wie in diesem Jahr.
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Dieter Roeschmann
artline.org


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Artikel Badische Zeitung, Kultur 4. August 2011


Schwebende Donuts

"Multiplex IV" – Ausstellung im Setzkasten in Freiburg.


Was ist ein Schaufenster ohne Fenster? Ein Setzkasten! So bezeichnen zumindest die Mitglieder von plan b ihr Ausstellungsformat, das in der Freiburger Schwarzwaldstraße 143 nicht nur einsichtig, sondern betretbar ist. Der kleine Präsentationsraum einer ehemaligen Schreinerei wird so buchstäblich zum öffentlichen Kunstraum, der zu künstlerischen Setzungen ermöglichen soll. Plan b – ein Projekt von Studenten und Absolventen der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie der Künste Karlsruhe – nutzt diesen Off-Space seit 2010 für seine Interventionen.


Unerwartete Vernissagengäste


Derzeit präsentiert der junge Schweizer Künstler Emanuel Rossetti, 1987 in Basel geboren, eine Posteredition, die auch zum Mitnehmen ausliegt. Ein Exemplar ist dezent an die weiße Wand des Ausstellungsraums geklebt und wird besonders nachts von einer eigens dafür installierten bunten Lichterkette beleuchtet. Das Poster zeigt eine Kompilation aus verschiedenen Stills einer Computeranimation, die Rossetti mit dem Programm Google SketchUp herstellte. "Multiplex IV" ist Teil einer Serie von Animationen, deren Erstling er letztes Jahr in der Kunsthalle Basel während der Ausstellung "The Village Cry" zeigte. Zur Vernissage seiner Freiburger Ausstellung, die von Leon Hösl auf Einladung von plan b kuratiert wurde, projizierte er die geloopte Animation in den Raum. Scheinarchitekturen und Reminiszenzen an Kunstwerke, wie etwa das Stück "Music for Piano # 5" des Fluxus-affinen japanischen Komponisten Toshi Ichiyanagi, mischen sich zu anderen Objekten. Diese sind vom Künstler zwar gewählt, vom Animationsprogramm aber willkürlich generiert. So schweben neben Klavier und Partitur auch marmorfarbene Donut-Formen oder ein Sessel der italienischen Designer Jonathan de Pas, Donato D’Urbino und Paolo Lomazzi durch den virtuellen Raum.
Ähnlich den ausstellungsmachenden Künstlern von plan b gehört auch Emanuel Rossetti einem Künstler-Netzwerk an; seit 2008 betreibt es in Basel den Ausstellungsraum New Jerseyy. Ob New Jerseyy oder der Pavillon in der Hugstetterstraße 55, ein weiterer Ausstellungsort von plan b in Freiburg – immer sind die Organisatoren auf freie Räume angewiesen. Auch wenn zu große Öffentlichkeit schnell zur Institutionalisierung und damit zum Ende der Off-Space Idee führt, verlangen diese jungen künstlerischen Raumsetzungen Aufmerksamkeit. Und dass derlei Räume zum Glück – oder Unglück – noch nicht etabliert sind, bescherte dem Setzkasten jedenfalls offiziellen Besuch. Zur Vernissage kam auch die von Anwohnern über einen Auflauf von Jugendlichen informierte Polizei – und nahm vorsorglich die Personalien der Verantwortlichen auf.


– Setzkasten, Schwarzwaldstraße 143, Freiburg. Bis zum 31. August, täglich 24 Stunden.
 
Sören Schmeling
Badische Zeitung
 
 
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Artikel fudder.de Juni 2011

 

Rauschen, Dröhnen, Kratzen: Ausstellungseröffnung im Pavillion von Plan B


"Super toll" bis "der letzte Dreck": Performances können alles sein. Dementsprechend betrat fudder-Autor phh am Mittwochabend den sogenannten Pavillion mit einem mulmigen Gefühl: Die Ausstellung "Coloured Noise" von Zora Kreuzer und Sascha Brosamer vom Künstlerkollektiv Plan B sollte mit einer Performance eröffnet werden. Was phh fotografierte: Toilette, Fenster, Lampe und Heizung.


Der Pavillon ist ein kleines, schlichtes Gebäude mit einer Glasfront zur Heiliggeiststraße hin. Einige junge Familien sind da, und eine Menge Gesichter, die ich aus Videos und Fotos von Ausstellungen der Kunstakademie wiedererkenne. Es gibt Getränke zur Selbstbedienung auf Spendenbasis. Abgesehen von einem Tisch mit elektrischem und elektronischem Musikzubehör und fünf kleinformatigen Bildern ist der Pavillon leer.


Zu kunstig?


Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz sicher bin, wo nun die Kunst ist. Sind die Bilder alles? „Ist es kunstig?“ fragt mich in just diesem Moment eine Freundin mit eher traditionellem Kunstgeschmack per SMS. „Am kunstigsten“, schreibe ich zurück. „Kunst“ als Synonym für „unverständlich“. Tja. Im Keller gibt es auch noch was, höre ich. Ich gehe außen um den Pavillon herum und die Treppe hinunter. Menschen irren durch die kahlen, besenreinen Kellerräume, auch sie wirken ratlos. Es riecht intensiv nach einer zwar sauberen, aber alten Toilette, dieser einzigartige Uni-Altbau-Sanitäranlagengeruch, so intensiv, dass ich überlege, ob er Teil der Installation ist, einfach weil er der erste und stärkste Sinneseindruck ist, als ich in den düsteren Keller steige. Die Stimmung unter den Besuchern, bilde ich mir ein, auch meine Stimmung, ist etwas gereizt. Auch hier ist doch nichts, was soll das?


Ratlos im Keller


Eine bunt abgeklebte Lampe an der Treppe und ein Projektor im hintersten Raum sind die einzigen Gegenstände, die in einem stinknormalen leerstehenden Gebäude fehl am Platze wirken. Der Projektor zeigt – nichts. In wechselnden Farben wirft er horizontal laufendes Rauschen an die Wand. Coloured Noise. Wie ein Kind, das auf dahinziehende Wolken starrt, versuche ich, aus dem optischen, akustischen und semantischen Hintergrundrauschen dieses leerstehenden Gebäudes ein Informationssignal zu filtern. Es gelingt nicht. Ich fotografiere mehr aus Verlegenheit Toilette, Fenster, Lampe, Heizung, Projektor und ausgewählte Wände. Gerade als ich gehen will, kommt aus den Lautsprecherboxen oben ein Dröhnen, das perfekt in den durch das offene Kellerfenster hereindringenden Straßenlärm passt und gleichzeitig heraussticht, und plötzlich fallen Puzzleteile an ihre Plätze. Der Straßenlärm verbindet sich mit dem horizontalen Grisseln des Videos zu einer Autofahrt – eine karge Landschaft zieht plötzlich an mir vorbei, die Projektion wird zum Autofenster, amorphe dunklere Flecken sind plötzlich, je nach Farbe des Rauschens, Sträucher, Felsen. Sehr clever, denke ich.


Ausstellungspavillon als Kunstwerk


Ich klettere wieder die Treppe hoch. Der Pavillon ist voll, die Performance beginnt. Zora Kreuzer und Sascha Brosamer haben den Pavillon mit Mikros verkabelt und spielen das Gebäude. Der Straßenlärm mischt sich mit ihrem Kratzen und Klopfen an Scheiben, mit Jalousienquietschen. Der Pavillon ist nicht mehr ein kunstleerer Ausstellungsraum, er ist selbst Kunstwerk und Musikinstrument, für ein Musikstück, das nicht an der Tür des Pavillons endet, sondern die Außenwelt derart erstaunlich organisch miteinbezieht, dass man den Eindruck hat, jedes vorbeifahrende Auto komme genau auf seinen Einsatz. Die von Kreuzer großflächig in den von ihr häufig verwendeten kreidigen Gelb- und Rosatönen gestrichenen Wände, die ich bisher einfach als eine ganz normale schmutzunempfindliche Weißalternative, wie die gelblichen Toilettenkacheln im Keller, wahrgenommen oder vielmehr nicht wahrgenommen hatte, werden jetzt ein weiterer subtiler Hinweise auf den Kunstwerkscharakter des Gebäudes.


Noise wird zu Signal


Jeder Aspekt greift plötzlich ineinander; aus dem titelgebenden Rauschen der Alltagswelt, die am Ende meines jeweiligen Aufmerksamkeitsbereiches fasrig endet, tritt plötzlich eine organische Struktur hervor. Die Anspannung der Ratlosigkeit löst sich in einer Art multiplem Orgasmus der Geistesblitze. Als die Performance exakt mit dem Überflug eines Hubschraubers über den Pavillon endet, entlädt sich die aufgebaute Spannung in einem befreiten Lachen des Publikums. Die ewige Einbeziehung des Ausstellungsraums gehört ja inzwischen zum künstlerischen Standardrepertoire. Hin und wieder meint man, dass nur noch pro forma „irgendwas mit dem Raum gemacht“ wird, weil sich das so gehört oder so. Aber derart ausgeklügelt und perfekt wie hier habe ich das noch nie umgesetzt erleben dürfen. Ich bin hellauf begeistert. Wenn die zukünftigen Veranstaltungen des plan b dieses Niveau halten, hat die Freiburger Kulturszene etwas Außergewöhnliches dazugewonnen. Auch heute, Freitag, gibt es um 19 Uhr wieder eine Performance.


Phillip Hehn
fudder.de




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Portrait auf art Magazin Online, Februar 2011


http://www.art-magazin.de/szene/39268/off_spaces_plan_b_freiburg




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Artikel Badische Zeitung, Kultur 14. Oktober 2010


Experimentierfeld


Erfahrungsaustausch über unabhängige Kunsträume.


Wenn in einer Stadt unabhängige Kunsträume entstehen, ist das ein gutes Zeichen. Es spricht für eine vitale Szene, die nicht darauf warten möchte, von Galerien oder Institutionen entdeckt zu werden . Wie das Freiburger Künstlerprojekt Plan B, das Sophie Innmann, Andreas von Ow und Kriz Olbricht gründeten. Als Studierende an der Freiburger Außenstelle der Karlsruhe Kunstakademie waren die drei lange auf der Suche nach einem Raum, der sich nicht nur für die Präsentation von Bildern und Objekten eignen sollte, sondern auch für situationsbezogene Arbeiten vor Ort. Sie hatten Glück. In einem ehemaligen Erfrischungsraum auf dem Gelände der Ganter-Brauerei hat das Trio bis heute fünf Ausstellungen organisiert – mit Erfolg. Trotz der versteckten Lage – Besucher müssen sich beim Pförtner melden und dürfen das Firmengelände nur in Begleitung der Ausstellungsmacher betreten – etablierte sich Plan B .


Die Notwendigkeit unabhängiger Räume


Jetzt lädt der junge Offspace erstmals zum gemeinsamen Nachdenken über die Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens abseits etablierter Kunstorte ein. Unter dem Motto "work shop eat sleep" findet die Diskussion im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung des Kunstvereins Freiburg und des Kunstbüros Baden-Württemberg statt, die sich der wachsenden Bedeutung von Netzwerken, Non-Profit-Galerien und temporären Ausstellungsorten widmet.
Wenn sich am Wochenende in Freiburg nun verschiedene Kunstinitiativen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz zum Erfahrungsaustausch treffen, dann wird es bei allen Fragen der Finanzierung oder der Organisation so immer vor allem um eines gehen: die Notwendigkeit unabhängiger Räume für die Kunst.


Sophie Innmann, Andreas von Ow und Kriz Olbricht kommt dieses institutionelle Interesse an ihrer Arbeit sehr gelegen. Gerade erst hat sich ihre Plan-B-Gruppe auf zehn Mitglieder vergrößert – und um demnächst auch außerhalb des erweiterten Akademieumfelds wahrgenommen zu werden, sind sie jetzt auf der Suche nach neuen Räumen. Von Professionalisierung wollen die Ausstellungsmacher dennoch nichts wissen. "Plan B ist für uns kein Karriere-Sprungbrett, sondern ein Experimentierfeld", sagt Kriz Olbricht, "ohne solche Freiräume ist Kunst nicht möglich". Und Andreas von Ow ergänzt: "Es geht uns darum, uns mit anderen über die eigene Arbeit auszutauschen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, die über den begrenzten Rahmen eines Kunstraums hinaus auch in den öffentlichen Raum ausstrahlen."

– Vortrag: Offspaces. Initiativen aus Österreich, Frankreich und der Schweiz: 15.10., 18.30 Uhr, Kunstverein Freiburg, Dreisamstr. 21.
– Workshop: 16.10., 11–16 Uhr, Plan B – Raum für aktuelle Kunst, Schwarzwaldstr. 43, Brauerei Ganter, Freiburg.  



Dieter Röschmann
Badische Zeitung


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Artikel fudder.de Juni 2010



Plan B: Ein Raum für junge Kunst in der Brauerei Ganter



Auch in Freiburg gibt es immer wieder Neues zu entdecken: Von der Araltankstelle an der Schwarzwaldstraße aus ist seit einiger Zeit auf dem Gelände der Brauerei Ganter eine kleine Leuchtreklame zu sehen: "Plan B" steht auf dem Schild. Und das "B" steht nicht für Bier. Drei Studierende der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe haben dort einen Ausstellungsraum eröffnet. Am Freitag ist die nächste Vernissage.
Seit Oktober 2009 veranstalten Sophie Innmann, Kriz Olbricht und Andreas von Ow in loser Folge Ausstellungen in den 100 Quadratmeter großen ehemaligen Maschinenräumen auf dem Brauereigelände, die sie in Eigenarbeit renoviert haben.


„Das Angebot wird sehr gut angenommen. Die Veranstaltungen im Plan B waren bisher sehr gut besucht, da besteht Bedarf“, sagt Andreas. Die Plan B-Gruppe vernetzt sich weiter. „Es entsteht inzwischen auch eine Zusammenarbeit mit ein paar Studenten vom Kunsthistorischen Institut, zum Beispiel der Talking Pictures-Gruppe, da entsteht etwas sehr Schönes“, sagt Andreas. Vergleichbare Projekte existieren schon länger in Karlsruhe und Basel, Freiburg zieht jetzt nach. Ein regionales Kunstnetzwerk entsteht.
Die Initialzündung war das Kunst Sonderlesesaal-Projekt in der alten UB. Damals hatten fünf Studierende und eine Absolventin der Akademie vom Unibauamt die Erlaubnis bekommen, zwischen der Räumung der UB und dem Beginn der Sanierung drei Wochen in und mit dem UB-Gebäude zu arbeiten. Die Arbeiten durften damals aus baurechtlichen Gründen nicht in der UB selbst ausgestellt werden und wurden dann in Räumen der Werbeagentur qu-int am Güterbahnhof ausgestellt.
„Danach wollten wir weitergucken, wie man in dieser Stadt auch die junge Kunstszene vorstellen kann", sagt Kriz. „Das ist ja auch unsere Aufgabe und unsere Passion, hier Präsenz zu zeigen“, fügt Andreas hinzu. Jetzt gibt es mit ein festes Zuhause für solche Projekte. „Das kam uns sehr gelegen, da es sehr schwer ist, in Freiburg Räume zu finden.“


Nachfrage besteht jedenfalls. Immer wieder fragen Künstler an, die in dem Raum ausstellen wollen. „Es kommt immer drauf an, was geplant ist. Letztlich sind wir offen für alles, es darf ruhig auch ein bisschen grenzüberschreitend sein“, erzählt Kriz. Die Studierenden der Akademie stellen ihre Projekte sonst öffentlich hauptsächlich bei der Verleihung des Akademiepreises und bei zwei Jahresausstellungen in der Hauptstelle in Karlsruhe vor. Außerhalb der Akademie wird es schwieriger. „Die Räume und Institutionen, die es gibt, sind oft von älteren Künstlern belegt. Und viele Leute wissen nicht mal, dass man hier Kunst studieren kann,“ sagt Kriz.


Im Raum Plan B soll nicht nur ausgestellt werden. „Es ist mir ein Grundbedürfnis, mit anderen Menschen über die Arbeit zu kommunizieren, meine Sachen also nicht nur zu zeigen, sondern auch darüber reden zu können“, sagt Kriz, und Andreas stimmt zu: „Es ist einfach herrlich, mit den Betrachtern in Kontakt zu treten und mit ihnen zu kommunizieren, ganz egal ob das professionelle Betrachter oder Otto Normalverbraucher sind. eren. Dafür ist Kunst auch da. Ich finde es merkwürdig, dass da so eine Hemmschwelle besteht. Man geht in ein Konzert, das ist selbstverständlich. Man geht in's Theater, das ist selbstverständlich. Aber bei Kunst ist es irgendwie was anderes. Im Raum Plan B kann man die Künstler kennenlernen, mit ihnen sprechen. Gerade wenn man nicht so den Bezug zur Kunst hat, hat man die Möglichkeit, mit dem Künstler zu quatschen und so vielleicht einen Einstieg zu finden, die Begeisterung zu entdecken.“„Und es kostet nichts!“ wirft Kriz noch hinterher.




Philip Hehn
fudder.de

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Artikel Alberta Mai 2010


Plan B


Die Freiburger Außenstelle der Karlsruher Akademie für Bildende Künste liegt etwas versteckt hinter der Johanneskirche, im Dachgeschoss einer Gewerbeschule, die aussieht, wie eine alte Fabrik. Kein Wunder, dass nur wenige die Künstlerschmiede kennen. Um das zu ändern, haben drei Studierende der Akademie den Kunstraum Plan B gegründet. Sie hatten die Idee, sie organisierten den Raum und machen dort nun ihr Projekt: Andreas von Ow (27), Kriz Olbricht und Sophie Innmann (beide 23).


Handelt es sich um eine neue Galerie? Nein, sagt Kriz, denn „in einer Galerie geht es hauptsächlich ums Verkaufen. Bei uns nicht“. Plan B soll ein Raum für Experimente sein, ein Treffpunkt für Studis und für Ehemalige. „Das Schöne ist: Wir haben hier völlige Narrenfreiheit. Wir müssen nicht Werke ausstellen, die wir auch verkaufen können“, sagt Andreas. Das ermöglicht, auch mal einen alten Fernseher als Kunstwerk in die Ecke zu stellen, wie in einer Ausstellung Anfang März. Meist stellen nicht die Organisatoren aus, sondern andere Studierenden, viele zum ersten Mal. Die dürfen ihre Werke kostenlos präsentieren, müssen sich aber selbst um die Werbung kümmern.


Geld verdienen Kriz, Andreas und Sophie mit ihrem Kunstraum in der Brauerei Ganter nicht. Im Gegenteil:Die Miete zahlen die drei selbst, Geld nehmen sie nur in Form von Spenden ein. Wie läuft die Organisation? „Bisher gibt es nur eine informelle Aufteilung“, erzählt Kriz, „aber die funktioniert sehr gut.“ Jeder bringe seine Stärken ein, er selbst kümmere sich um den Internetauftritt. Auch die notwendige Bürokratie sei kein Problem. „Der Vermieter ist kunstinteressiert und kooperativ“, sagt Andreas, „das macht es einfacher.“


Seit knapp einem Jahr läuft das Experiment, und laut Kriz kommen zu jeder Ausstellung mehr Besucher. Es sieht nicht so aus, als ob die Macher noch einen Plan C brauchen.


plan b,Schwarzwaldstr.43,Freiburg
raumplanb.blogspot.com


Jonas NonnenmannAlberta




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Artikel Kulturjoker Januar 2010


Plan B


Drei Freiburger Kunststudierende haben einen eigenen Projektraum eröffnet
Das hat in Freiburg gerade noch gefehlt: ein Raum, in dem junge Künstler Positionen zeigen können, die sie interessieren oder in dem eigene Werke fernab der Akademie vorgestellt werden können. Denn während Karlsruhe im Umfeld der Akademie der Bildenden Künste seit Jahren bereits eine rege Off-Szene entwickelt hat, musste man in Freiburg die wenigen Termine abpassen, an denen die Außenstelle in der Kirchstraße ihre Türen öffnet.


Nun haben Sophie Innmann, Kriz Olbricht und Andreas von Ow von der hiesigen Außenstelle der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ihren eigenen Plan B verwirklicht und in der Brauerei drei Räume angemietet, in denen bereits die ersten Ausstellungen zu sehen waren. "..." Plan B soll Studierenden der Karlsruher Akademie oder anderer Hochschulen oder überhaupt jungen Künstlern die Möglichkeit geben eigenverantwortlich Projekt zu verwirklichen.


Es ist immer gut einen Plan B zu haben. Dieser hat wirklich gefehlt.


Plan B, Schwarzwaldstr. 43, Freiburg.


Infos unter raumplanb.blogspot.com


Annette Hoffmann
Kulturjoker